„Der andere Heimat-Roman“ als Fortsetzungsgeschichte

Willi und Gerda Bredemeier, Der andere Heimat-Roman, Zweite überarbeitete Auflage, Simon-Verlag für Bibliothekswissen, Berlin 2019.

 

Dieser Roman wird, sobald die zweite Auflage als Buch erschienen ist, als Fortsetzungsgeschichte kapitelweise Monat für Monat kostenfrei veröffentlicht und ahmt damit das von Charles Dickens erfundene Erfolgsrezept nach. Er schildert das Leben des Protagonisten Dieter Bredemeier, seiner Familie und seiner Sippe und schlägt einen weiten Bogen von 1943 bis zur Gegenwart. Im Rahmen einer Familiensaga wird der Niedergang einer selbstständigen ländlichen Kultur in der Nachkriegszeit und Aufstieg und Strukturkrise des Ruhrgebiets mit seiner proletarischen Arbeiterkultur deutlich. Dieter Bredemeier, der in der bildungsfeindlichen jungen Bundesrepublik mit Lug und Trug um jede Druckzeile kämpfen musste, nimmt an der deutschen Bildungsrevolution teil und macht als Zeitungsredakteur, Hochschulforscher und Unternehmer Karriere.

 

Dieser Roman ist ein Roman, allerdings mit autobiographischen Merkmalen. Über die Beschäftigung mit ihren Wurzeln kamen die Autoren in Kontakt mit der Bredemeier-Sippe und der Bredemeier-Forschung und organisierten ein erstes Treffen der Bredemeier-Sippe mit über 70 Teilnehmern in Uchte.

„Der andere Heimat-Roman“ als Buch im Simon-Verlag für Bibliothekswissen

 

Willi und Gerda Bredemeier, Der andere Heimat-Roman, Zweite überarbeitete Auflage, Simon-Verlag für Bibliothekswissen, Berlin 2019.

 

Wer sich nicht damit begnügen will, den „anderen Heimat-Roman“ am Bildschirm zu lesen oder ihn als Loseblattsammlung auszudrucken, oder wer den „anderen Heimat-Roman“ verschenken will, der kann ihn auch als Buch kaufen. Für 19,50 €. Beim Simon-Verlag für Bibliothekswissen.

 

Gut geeignet für Geschenke an andere Bredemeiers. Oder für Geschenke seitens Firmen mit einem Bezug zu dem Bredemeiers.

 

 

An den Simon-Verlag für Bibliothekswissen, www.simon-bw.de/

 

O Ja, ich bestelle versandkostenfrei das Buch „Bredemeier und Bredemeier, Der   
      andere Heimat-Roman“ für 19,50 € das Exemplar

 

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Rezensionen zur ersten Auflage

 

 

Walther Umstätter

 

Auch wenn die 28 Jahre PASSWORD im Vergleich zu Nachrichten für Dokumentation (NfD) beziehungsweise der Information in Wissenschaft und Praxis (IWP) im 65. Jahrgang kaum vergleichbar sind, so ist es trotzdem eine Leistung, diese Zeitschrift, in der Willi Bredemeier für die Information Professionals kämpft, mit Leben erfüllt zu haben. Nun schrieb er seine Falschnamen-Memoiren als Anti-Heimat-Roman, in denen sich nur betroffene Insider wiedererkennen können.

 

Wer den ersten oder zweiten Weltkrieg überlebt, vielleicht auch Gefangenschaft überstanden hat, wusste nicht nur was Heimweh ist. Die Heimat und alle die dort blieben, erschienen insbesondere den jungen Soldaten verteidigungswürdig ob sie wollten oder nicht, denn sonst wären ihre Opfer sinnlos gewesen. Was den meisten Menschen in der heutigen Globalisierung begrifflich nur schwer definierbar und nachvollziehbar ist, war den Heimatvertriebenen und Entwurzelten völlig selbstverständlich. Der heimatliche Werteverlust begann, als man anfing sich über Heimatfilme lustig zu machen. Der Hölle gegenüber, die nicht nur die jungen Landser an der jeweiligen Front durchlebten, erschien die Erinnerung an die Heimat wie ein Paradies.

 

Natürlich war sie für die Verbliebenen keinesfalls paradiesisch. Insbesondere im Ruhrgebiet war sie das weder vor, während, noch nach dem zweiten Weltkrieg, wo sich insbesondere beim Wiederaufbau alle freuten, dass die Schornsteine endlich wieder rauchten. Da war die Heimatidylle bei genauer Betrachtung eher eine andere Hölle, die sich hier aus der recht sarkastischen Sicht des Pseudonyms Gerd Arntz in Plattdeutsch entwickelt und nicht im bekannteren österreichischen Anti-Heimat-Roman-Stil. Außerdem ging es früher in den Anti-Heimat-Romanen meist um die Industrialisierung, während es hier bereits um die Folgen der Postindustrialisierung und des wachsenden Bedarfs nach Schulbildung für die kommende Informations- und Wissenschaftsgesellschaft geht.

 

Die Bildungsreise von Gerd Arntz von der Zwergschule in Grotebühl bis zum Doktor, der sich mit dem kritischen Irrationalismus beschäftigt, macht deutlich, welch ein Vabanquespiel die Bildungspolitik in Deutschland bislang war. Arntz hat es bis zum Verleger einer Zeitschrift gebracht, während unzählige seiner Wegbegleiter auf der Strecke bleiben mussten. Auch bei ihm hing es, wie bei allen, die von unten kommen, zeitweise am seidenen Faden, wenn er schreibt: Vielen Dank, Herr Physiklehrer, Sie haben mir das Leben am Abendgymnasium unserer Stadt gerettet. (S. 293) So ist Bredemeiers Fazit auf S. 480, dass er ineine extrem bildungsfeindliche Bundesrepublik, in der um jeden Lesestoff gekämpft werden musste" hinein geboren wurde.

 

Ein bisschen erinnert Gerd Arntz in seiner fanatischen Liebe zu Büchern an den blechtrommelnden Oskar Matzerath, auch wenn Oskar sein Lesen und Schreiben für sich behält, und recht begrenzt auf die Vorbilder Rasputin und Goethe beschränkt ist, während Gerd dafür gehänselt wird, alles zu lesen, was ihm unter die Finger kommt. (S. 145) Sicher wird das vorliegende Buch nicht den Bekanntheitsgrat der Blechtrommel erreichen, denn Die explizite Beschreibung des Geschlechtsverkehrs stellt dieses Buch [Die Blechtrommel, nach Meinung seiner Klassenlehrerin] außerhalb jeder Literatur. (S. 295), während Bredemeiers Anti-Heimat-Roman noch eher im Rahmen des Normalen bleibt, und für wirkliche Bestseller braucht man viel mehr Sex and Crime. (In: Libreas. Library Ideas. Nr. 25 (2014))

 

Der Westen

 

Früher war das Ruhrgebiet eine bildungsferne Region. Heute ist nicht alles besser, aber es ist gut, wie es gelaufen ist.

 

Die Karriere eines Bildungsenthusiasten querbeet durch die Schichten einer zunächst extrem bildungsfeindlichen Republik, bis auf einmal alle formal gebildet waren. Was haben wir gewonnen, was verloren? - Eine Familiensaga über das Revier und seine ländlichen Herkunftsregionen: Vom verzehrenden Heimweh zur Zerbröselung allen Zusammenhalts. - Von der partiellen Modernisierung des Ruhrgebiets und den Mächten, die es am Boden fesselten: Das meiste "too little", alles "too late"?

 

Ulrike Stehr

 

4,0 von 5 Sternen witziger Roman mit großer Sprachvielfalt und viel Lebenweisheit

 

Ich wurde mit vielen witzigen und ironischen Geschichten aus dem 70-jährigen Leben eines "Ruhrpottlers", der seine Kindheit auf dem platten Lande verleben durfte,bereichert. Wortgewandt wird das tragische und oft belustigende Schicksal, des ständig an Unterforderung leidenden Gerd Arents von 1940 bis jetzt geschildert.
Die Stelle mit dem Zeugnis zum Versicherungskaufmann, das beschmiert die Toilette runtergespült wurde, läßt mich jetzt noch laut auflachen. Das Buch zeigt viele Schauplätze und springt sehr oft in der Zeit, was den Leser schon verwirren kann. Die sprachliche Bandbreite reicht von einfach, bollerig bis zu komplizierten Fachausdrücken. Die erzählte Geschichte poltert nicht selten wie auf einer Kopfsteinpflasterstraße dahin und hüpft dann
augenblicklich auf eine ausgebaute Autobahn. Dieses Buch hat mich über Tage hinweg bewegt und belustigt.

 

 

altakademiker

 

5,0 von 5 Sternen Fünf Sterne für ein beeindruckendes, besonderes Buch.

 

Lichtenberg’s „Sudelbücher“ und Pepys‘ Tagebücher anders angelegt, mit einer großen Prise Weisheit und der ideologischen Kraft des Idealisten, aber nicht des Lehrmeisters. Bredemeiers Anti-Heimat Roman wischt das Ruhrpottidyll ebenso vom Kneipentisch wie die Land-Nostalgie aus der „guten Stube“. Mit einer ungeheuer kraftvollen Knappheit wechselt er zwischen Alltagsbeschreibungen des Schulkinds in der ersten Nachkriegszeit, Familienentwicklungen und Tragödien bis hin zu einer Schwejk’esken Beschreibung des Arbeitsleides in der deutschen Versicherungswirtschaft. Das Kapitel über das Zusammenspiel von Gewerkschaften, SPD und Kohleindustrie macht klar, wie wenig Ideell die Politik ist, auch bei den Genossen. Dabei wird der Blick für das Menschliche aber nicht verloren, Sympathie und Verständnis scheinen immer wieder durch.

Bredemeier räumt auf, nein er mistet einen Gutteil der Ruhr-Mythen aus. Die Geschichten und Anekdoten entwickeln eine bisweilen schmerzhafte Kraft, eben weil Bredemeier auf vage Details verzichtet. Geradezu journalistisch wird präzise geschildert, dem Leser obliegt das Übrige. „Eines Abends kehrt der alte Brottmann mit einer Flasche Schnaps in die Gemächer der Flüchtlingsfrau ein. Neun Monate später entbindet die Flüchtlingsfrau einen weiteren Jungen.“ Verbrechen oder Verbindung – es bleibt bei den Fakten und die sind eher grau als schwarz und weiß.

Fünf Sterne für ein beeindruckendes, besonderes Buch.

 

 

Sigrid Terbeck, Breckerfeld

 

5,0 von 5 Sternen Ein neuer Blick auf den "Bildungsstandort" Ruhrgebiet

 

"Mit sehr viel "Mitleiden" habe ich von der Kindheit des Protagonisten und seinem Leidensweg wegen der Verlorenheit und seiner nicht verstandenen Neigung zum Lesen erfahren. Besonders die Werte- und Gefühlswelt der Erwachsenen und ihre Sprachlosigkeit darüber haben mich erschreckt. Viele Wertvorstellungen meines Vaters kann ich nach der Lektüre des Buches besser einordnen.

Die weitere Entwicklung des Helden mit Ausbildung, Beruf, Abendschule und Arbeit hat der Verfasser sarkastisch, fast in Form einer Satire und oft sehr polemisch geschrieben. So habe ich es gelesen und mit dem Hintergrund der trostlosen Kindheit auch verstanden. Der scharfe Verstand des Protagonisten und seine Beobachtungsgabe haben mir dann einen neuen Blick auf die Politik im Ruhrgebiet eröffnet. Einige der Politiker habe ich erkannt, so glaube ich jedenfalls. Auch die Entwicklung vom bildungsfernen Arbeitergebiet zum Bildungsstandort Ruhrgebiet habe ich miterlebt und aufmerksam verfolgt, da ich auch aus dem Bergarbeitermilieu komme. Auch mein Bildungsweg war nicht gradlinig, sondern war von standesgemäßen Vorurteilen geprägt."

 

Laura Karli

 

5,0 von 5 Sternen Frische Gedanken eines wendigen Denkers

 

Bredemeiers Art zu schreiben ist fabelhaft und herrlich leichtfüßig! Dieses Tänzeln zwischen persönlicher Reflexion individueller Lebensumstände und gesamtgesellschaftlich manifestierten Psychomustern ist wahnsinnig entwaffnend, amüsant und oft auf eine Art geistreich, die mich an die von mir sehr verehrte Fay Weldon erinnert (hier besonders zu empfehlen: Die Klone der Joanna May oder z.B. Herzenswünsche).

 

Patrick Müller

 

4,0 von 5 Sternen flüssig, lebhaft und interessant

 

Das Buch liest sich sehr flüssig, lebhaft und interessant. Obgleich ich kein großer Bücherleser bin, war ich noch am ersten Abend auf Seite 112 und hatte vier Kapitel verschlungen ! Mir gefällt die genaue, teils ironische, aber immer liebevolle Zeichnung der Charaktere. Unbedingt lesenswert !