Unter Bredemeiers


Newsletter Nr. 1
2 – Im März 2021

 

 

Liebe Bredemeiers, liebe geborene Bredemeiers,
liebe angeheiratete Bredemeiers, liebe Bredemeier-Freunde,

 

wir wünschen Euch frohe Ostern, vor allem Gesundheit und dennoch persönlichen Kontakt zu Euren Lieben und dass Ihr bald (wenn Ihr nicht bereits geimpft seid) einen Impftermin bekommt.

 

Wir würden gern unseren Teil dazu beitragen, dass wir uns - sagen wir im September – wieder treffen.  Nach vielen Gesprächen und Mails mit anderen Bredemeiers glauben wir, dass fast alle wieder dabei wären, mit denen wir uns in Uchte und Bahrenborstel getroffen haben (und ein paar andere Bredemeiers dazu). Aber die Lage an der Pandemie-Front ist gegenwärtig so unklar, dass wir gegenwärtig nicht sagen können, ob ein solches Treffen stattfinden kann. Also habt bitte Geduld. Wir bemühen uns auch um Geduld und sobald es geht um ein weiteres Treffen.

 

Seid herzlich gegrüßt von Gerda + Willi Bredemeier aus Hattingen

 

 

 

Aus diesem Newsletter

 

Heinrich Bredemeier (1904 – 1971)

 

Heinrich Bredemeier war der wohl bedeutendste Familienforscher zur Sippe der Bredemeiers. Sein Sohn Harm Bredemeier hat ihm in diesem Newsletter ein würdiges Denkmal gesetzt. Rolf Bredemeier, Sohn von Heinrich Bredemeier und Bruder von Harm, hat die Familienforschung zu den Bredemeiers fortgesetzt (Seiten 2-5).

 

Leben und Überleben in Corona-Zeiten. Gerda und Willi Bredemeier überleben in Corona-Zeiten gar nicht so schlecht. Man darf nur nicht daran denken, wie das Leben früher war. Die Hattinger versuchen auch, die Bredemeier-Sippe zusammenzuhalten (Seiten 6-7).

 

Die Bredemeier-Sippe zusammenhalten. Der in Wagenfeld (Kreis Diepholz) erscheinende „Klönsnack“ hat über die Bredemeier-Sippe, ihre Treffen und die Forschung über sie berichtet. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Bredemeiers überall in der Welt herumgekommen sind, aber dann doch in der Heimat landen (Seite 8).

 

 

Heinrich Bredemeier

 

 21.6.1904 - 19.12.1971

 

 

 

Von Harm Bredemeier

 

 

 

Als Willi Bredemeier mich bat, einen Bericht über meinen Vater für den nächsten Newsletter zu schrei-ben, ahnte ich nicht, wie dankbar ich ihm für diese Bitte sein würde. Denn seine Bitte „zwang“ mich zu Recherchen im von mir in den Tiefen meines Rechners digitalisierten Nachlass von Vater. Vier Wochen lang sichtete ich Bilder, las in seinen Schriften, „begleitete“ ihn bei Stammbaumrecherchen in den Kirchenbüchern des Auetals und bewunderte Umfang und Vielfalt seines künstlerischen Wirkens. 50 Jahre nach seinem Tod erfuhr ich in diesen Wochen mehr über ihn, seine Jugend und Herkunft und die Schwierigkeiten, unsere sechsköpfige Familie durch Kriegs- und Nachkriegszeit zu manövrieren, als mir bis dahin bewusst war. Viel tiefer und emotionaler als zuvor erkannte ich, wie wichtig er und meine Mutter für mich waren, wie groß die Opfer, die sie für uns Kinder auf sich nahmen und wie glücklich trotz aller politischen und wirtschaftlichen Wirren unsere Jugend war.

 

Heinrich Friedrich Wilhelm Bredemeier, mein Vater, wurde am 21.6.1904 als ältester von drei Brüdern in Oberhausen geboren. Er beendete seine Schulzeit 1920 mit der Obersekundareife, startete eine Beamtenlaufbahn bei der Reichs-bahn und wechselte 1923 als Matrose zur Reichsmarine. 1936 kam er zur Schiffs-stammbesatzung des Schlachtschiffes Scharnhorst, nach Indienststellung des Schiffes am 7.1.1939 übernahm er als Kapitänleutnant den Posten des 3. Artille-rie- und Flugzeugschleuderoffiziers. Im Juni 1942 wurde er krankheitsbedingt borddienstuntauglich und musste das Schiff verlassen. Gott sei Dank für unsere Familie, denn eineinhalb Jahre später, am 26.12.1943, wurde die Scharnhorst im Nordmeer versenkt. 1932 Besatzungsmitglieder fanden dabei den Tod, nur 36 überlebten. Da unverändert borddienstuntauglich wurde Vater bis Juni 1944 als Ausbildungsoffizier und Kompaniechef an Land eingesetzt, danach bis zu seiner Entlassung am 29.8.1945 als Korvettenkapitän und Navigationsoffizier auf dem Kreuzer Nürnberg. Nach Entlassung aus der Kriegsmarine bewirtschaftete er ab 2.9.1945 zusammen mit unserer Mutter und später auch Bruder Rolf den 20 Hektar großen Hof Nr. 7 seines Cousins Heinrich Meier in Rannenberg, am 2.3.1953 übernahm er den Posten des Personalchefs der Nordhefe in Hamburg-Wandsbek. 1965 trat er in den Ruhestand, nur sechseinhalb Jahre später, am 19.12.1971, starb er an einem Herzinfarkt. Am vierzigsten Hochzeitstag unserer Eltern.

 

Privat drehte sich für Vater alles nur um seine Familie, in ihrem Mittelpunkt um seine „Lütte“, wie er unsere 1912 in Kiel geborene Mutter Fanny, geb. Eggerß, immer nannte. In Kiel lernte er sie 1928 kennen und in Kiel heirateten sie am 19.12.1931. Mutters Jugend war nicht einfach, sie war neun Jahre alt, als ihre Mutter 1922 starb, wenig glücklich für sie verliefen danach die Jahre im väterlichen Zuhause. Die Begegnung mit Vater 1928 und ihre spätere Ehe bedeutete für beide lebenslange Zuneigung und Harmonie, für uns vier Geschwister Horst (*1933), Rolf (*1936), Harm (*1941) und Ilsabe (*1944) Geborgenheit, Liebe und eine gute Erziehung.

 

Außerhalb der Familie gab es für Vater drei Schwerpunkte – seine zahlreichen Hobbys (Basteln, Schnitzen, Malen, Dichten und Modellieren), seine Beziehung zum Auetal sowie nach dem Krieg zusätzlich die Marine-kameradschaft. Dem Auetal und den dortigen Ortschaften Rannenberg, Borstel und Rehren sowie dem benachbarten Deckbergen fühlte er sich seit früher Jugend besonders verbunden. Hier war sein zweites Zuhau-se, hier verbrachte er als Schüler seine Sommer- und Herbstferien und hierhin zog es ihn auch aus Hamburg immer wieder zurück. Während der Rannenberger Jahre als Landwirt auf Hof Nr. 7 galt sein besonderes Inte-resse der einklassigen Dorfschule. Zusammen mit Lehrer Ludwig Beißner sorgte er für Verbesserungen im Schulbetrieb, Aufbau einer Schulbibliothek, Ausflüge und weihnachtliche Krippenspiele, er wurde Vorsitzen-der des Elternrats und trotz Wechsels nach Hamburg Mitgestalter der Tausendjahrfeier des Dorfes 1955.

 

Die Suche nach den Wurzeln meines Vaters beginnt, wie wohl bei den meisten Leser/innen dieses Newsletters, in Rolfshagen Nr.1 beim Bredehof. Hauptlinie der Generationen der Bredemeier vom Stamm Bredehof / Rolfshagen Nr.1 zum Zweig Borstel Nr.3 und (späterhin) Nr.4“ titelte Vater seine Recherchen zur Ahnenfor-schung unserer Linie. Über jetzt 16 Generationen (Stand 2012) führt diese Linie heute weit über Borstel Nr.4 und übers Auetal hinaus bis in die USA nach Elgin/Illinois und Dubois/Nebraska. Stammvater der Elgin/Illinois Linie war Carl Friedrich Wilhelm Br. (*1842), der 1867 als einziger Sohn des zweiten Sohnes, also als Enkel unseres Borsteler Ahnherrn Friedrich Wilhelm Br. (*1778, +1829) nach Elgin auswanderte.

 

Von Borstel Nr. 4 stammt auch unser Großvater Heinrich August Christian Bredemeier, der in der Borsteler Leibzucht am 7.1.1872 geboren wurde. Großvater hatte sechs Geschwister, u.a. Hoferbe von Borstel Nr. 4 Friedrich (*1862), Charlotte (*1876, heiratete Karl Spieß in Heeßen), Karoline (*1880, heiratete Heinrich Warnecke in Dahle/Springe), Wilhelm (*1869, heiratete nach Deckbergen Hof Nr.25) und Schwester Wilhelmine (*1867). Wilhelmine heiratete Heinrich Meier vom Hof Nr. 7 in Rannenberg und „startete“ die dortigen Linien. Ihre Tochter Minna heiratete auf Rannenbergs Hof Dehne Nr. 1, Tochter Karoline auf Hof Meier Nr.3, ihr Sohn und Hoferbe Heinrich blieb kinderlos. Ihren Bruder, unseren Großvater, zog es schon in jungen Jahren nach Oberhausen, wo er als Werkmeister bei der Reichsbahn arbeitete. Er heiratete dort 1902 Maria Weirich aus Ellern/Hunsrück. Bei Schwester Wilhelmine in Rannenberg verbrachte Großvater so manchen Urlaub und bei ihr fand er auch Zuflucht und Unterkunft, als sein Haus in Oberhausen im Sommer 1943 durch Bomben zerstört wurde. Nur wenige Monate später, am 11.11.1943, starb er, sein Grab auf dem Rannenberger Friedhof existiert noch heute.

 

Soweit ein kurzer Überblick über Lebensweg, Familie und Herkunft unseres Vaters. Den zweiten Teil beginne ich mit Zitaten und Dokumenten, die von seiner Verbundenheit zur Landschaft und zu den Dörfern des Auetals und zu unseren Ahnen zeugen. Sehr deutlich wird dies in einem Kommentar, mit dem er 1962 nachträglich seine 1926 angefertigte Skizze aus der damals noch nicht abgerissenen Borsteler Leibzucht versah: Aber auch die Schilderung der Ohrfeige (Text Mitte nächste Seite) ist lesenswert, die er 1908 als 4jähriger von seinem Großvater Carl Friedrich Wilhelm (*1834, +1909) erhielt.

 

Immer wieder begeistert mich Vaters mit seinem aus 19 Versen bestehendes Gedicht „Mein Rannenberg“, das er 1955 zur Tausendjahrfeier Rannenbergs schrieb. Drei der Verse füge ich hier ein (Anmerkung: Mit „Klippe“ wird ein Felsen im Waldgebiet zwischen Rannenberg und Rohdental bezeichnet, von dem man bei gutem Wetter einen unglaublichen Blick hinunter auf Rohdental und über Segelhorst auf Hessisch. Oldendorf und zur Weser hat).

 

Besonders interessant, teilweise sogar fesselnd sind Kirchenbucheinträge, die Vater seit den 1930ern, wesentlich intensiver ab 1962 nach Fertigstellung und Herausgabe seines Buches über das Schlachtschiff Scharnhorst anfertigte. Acht Jahre lang blätterte und fotografierte er ab 1962 in den Büchern wohl fast jeder Kirche des Auetals auf der Suche nach Einträgen für unsere Ahnentafel, die er im Juli 1971 fertigstellte, fünf Monate vor seinem Tod (Anmerkung: Bruder Rolf ergänzte, erweiterte und aktualisierte sie bis 2012). Ein Kirchenbucheintrag betrifft indirekt auch mich, denn er bewog meine Eltern, mir die Vornamen Harm Henrich zu geben. Vater fand ihn bei Urahn Harm Henrich Bredemeier (*1721, +1788) im Kirchenbuch von Obernkirchen. Ein anderer Eintrag handelt von Johann Bredemeier. Als Drittgeborener heiratete er um 1660 vom Bredehof Rolfshagen nach Borstel Nr. 3. Dadurch ermöglichte er, dass 85 Jahre und drei Generationen später mein Namensgeber Harm Henrich 1745 seine Anna Maria Boekers vom Nachbarhof Nr. 4 heiraten konnte und so Gründer der Linie Borstel Nr. 4 wurde. Das Leben seines Urgroßvaters Johann war leider nur kurz und sehr tragisch. Zwischen 1666 und 1678 verlor er fünf seiner Kinder, er selbst kam 1681 im Alter von nur 48 Jahren im Steinbruch bei einem Unfall ums Leben. 

 

Die Jahre nach dem Krieg waren für meine Eltern und Bruder Rolf nicht einfach. Sie übernahmen den herun-ter gewirtschafteten Hof Rannenberg Nr. 7 mit abgebrannten Stallungen und undichten Dächern, einen Betrieb ohne Maschinenpark, ohne Schweine und Hühner sowie nur vier Kühe im Stall. Erschwerend hinzu kamen die fehlenden Erfahrungen in der Landwirtschaft. Ihre ganzen Ersparnisse investierten sie in den Wiederaufbau des Hofes. Aufzeichnungen Vaters über Schwierigkeiten mit Behörden und bei der Beschaffung von Baumaterialien, mit der Bereitstellung von Zwangsunterkünften für Ostflüchtlinge, über Diebstähle, Verpflichtung und Verpflegung von Hilfskräften zur Erntezeit usw. füllen Bände. Erstaunt hat mich, dass keine zwei Jahre nach Kriegsende unsere Bürokratie bereits wieder auf Hochtouren lief. Seinen Antrag auf Stellung von 3500 Dachsteinen und 80 Firststeinen musste Vater „begründen“, die Beschriftung der Baustellenschilder war bis ins Detail reglementiert (Buchstabengröße mindestens 5 cm!!).  Aber sie schafften es trotz aller Widrigkeiten. Bei Bekanntgabe unseres Wechsels nach Hamburg wurde ihnen der mittlerweile mustergültig wiederhergestellte Hof sogar zum Kauf angeboten. Eine Entschädigung für ihre Investitionen erhielten sie nicht.

 

Während seiner wenigen Mußestunden widmete Vater sich seinen Hobbys. Er bastelte, malte für Eltern in Rannenberg und Umgebung Portrait-bilder ihrer gefallenen Söhne und beteiligte sich an Kunstausstellungen des Volksbildungskreises Auetal. Leidenschaftlich gern arbeitete er mit Holz, schnitzte Schalen, Elefanten und 1947 anlässlich meines Schulbeginns auch einen Griffelkasten für mich. Ich habe ihn noch heute (Bild oben). Zwei Jahre vorher legte er einem Brief an Mutter eine wunderschöne aus acht Zeichnungen bestehende Bildgeschichte für mich bei, zwei füge ich hier ein. Die erste zeigt uns Kinder beim Rapport anlässlich seiner Heimkehr von Bord, in der zweiten „petzt“ Mutter, worauf-hin Vater mir mit hinter dem Rücken versteckter Rute „droht“, die war real.

 

Meine Erinnerungen an Vater sind nur die besten. Er war ein großartiger Mensch, familienbezogen, gesel-lig, positiv denkend, harmoniebedürftig, beliebt bei seinen Unter-gebenen und Mitarbeitern sowie von außergewöhnlichem hand-werklichen Geschick und künstlerischer Begabung. Dankbare und liebvolle Erinnerungen, die für mich auch dadurch nicht „geschmälert“ werden, dass ich für ihn in unserer geschwisterlichen Hierarchie hinter Schwester Ilsabe und Bruder Rolf nach meiner Empfindung nur an dritter Stelle rangierte. Offensichtlich, weil seine Bitten um tätige Mithilfen im Haushalt bei mir stets mehrerer Aufforderungen bedurften. Das gefiel ihm gar nicht. Was ich heute nachvollziehen kann, als Vater von zwei Töchtern und Großvater zweier Enkel.

 

 

 

Leben und überleben in Corona-Tagen,
die Bredemeier-Sippe zusammenhalten
und ein Licht am Ende des Tunnels

 

Von Willi Bredemeier

 

Es gibt sogar etwas Gutes über die Corona-Pandemie zu sagen: Man kann als Betroffener immer mitreden und das Gegenüber hat wahrscheinlich ähnliche Erfahrungen gemacht. So kann ich vielleicht stellvertretend für andere Bredemeiers erzählen, wie es meiner Frau Gerda und mir während der 13 Monate währenden Corona-Pandemie erging.

 

Als die erste Corona-Welle über uns kam, barg die Pandemie zumindest für mich auch Aspekte eines Abenteuers. Ich sagte mir, das ist gefährlich und wir müssen vorsichtig sein, aber das stehen wir durch. Meine Kinder argumentierten mit mir und bewirkten, dass ich manches, was sie leichtsinnig fanden, für die Zeit nach Corona zurückstellte. Dann kamen der Sommer und mit ihm die Lockerungen und ich sah meine Kinder und Enkelkinder nach Monaten der Trennung ein erstes Mal wieder. Wir waren weiterhin vorsichtig und trafen uns nur im Freien, im Zoo, im Freizeitpark und auf dem Kinderspielplatz. Wir begannen wieder, Leute einzuladen und ließen uns mit ihnen am Tisch im Garten nieder. Wir besuchten ein Restaurant und betraten vorsichtig um uns schauend die Wohnungen der anderen. Wir buchten sogar eine Woche Urlaub bei Johanna Bredemeier in Greetsiel. Siehe der Bericht dazu in unserem letzten Newsletter.

 

Fast unmittelbar danach kam der zweite Lockdown. Im Nachhinein meine ich, dass wir alle die Politik eingeschlossen, in diesem Sommer nicht genügend vorsichtig waren. So gingen die Vorteile, die uns unsere umsichtigen und entschlossenen Regierungen und die große Bereitschaft der Bürger, den politischen Maßnahmen zu folgen, verloren. Dazu muss ich sagen, dass ich bisher keinen der „Querdenker“ und ähnlich Denkende, die sich gegen jede Form von Einschränkung wenden, persönlich getroffen habe. Ich halte ihre Argumente für völlig verfehlt. Während die Infektionszahlen viel stärker als während des ersten Lockdowns in die Höhe schossen, beugten wir uns einem strikteren Regiment. Wir blieben Weihnachten anders als in den Vorjahren zu Hause und feierten dort vorwiegend zu zweit. Während der Winter voranschritt, kamen die Einschläge dichter an uns heran. Nachbarn und Verwandte mussten in die Quarantäne, eines meiner Enkelkinder wurde in der Kita positiv getestet, glücklicherweise ohne große Folgen für die ganze Familie. Bei meiner Frau und bei mir und bei vielen Menschen, mit denen wir meistens per Telefon, E-Mail, WhatsApp und Skype kommunizierten, nahm ich derweil eine große Pandemie-Müdigkeit wahr. Wir alle wären wohl bereit gewesen, in den Chor einzustimmen: „Wir wollen unser altes Leben wieder haben.“

 

Manchmal vergesse ich in diesen Corona-Tagen, wie privilegiert meine Frau Gerda und ich im Vergleich zu vielen anderen sind, auch wenn wir in einer Semi-Quarantäne leben müssen. Wir bewohnen zu zweit ein großes Haus. Wir haben einen großen Garten und uns im letzten Jahr einen schönen Wintergarten zugelegt. Ich arbeite seit 1984, als ich mich für eine freiberufliche Tätigkeit entschied, im Home Office und freue mich jeden Tag, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffen konnte und kann. Und wir sprechen mit Nachbarn, Verwandten und Freunden und natürlich den Bredemeiers, mit denen wir uns bislang zweimal in einer großen Gruppe getroffen haben. Wir versuchen, den Zusammenhalt in der Sippe aufrechtzuerhalten, mit Newsletter wie diesem, mit der Webseite www.unterbredemeier.jimdo.com und mit vielen persönlichen Gesprächen und Briefen.

 

Nach meinem Eindruck hat Corona persönliche Bindungen kaum gelockert. Wir könnten für September 2021 oder sogar noch zu einem späteren Termin zu einem größeren Treffen einladen, und (fast) alle wären wieder dabei. Das glaube ich und darauf möchte ich bauen.

 

Während der zweite Lockdown in einer Light-Version die Infektionszahlen kaum dämpfte, so dass er politisch nachgeschärft werden musste, erschien erstmals ein Licht am Ende des Tunnels: Vertreter der pharmazeutischen Industrie machten ihre im Sommer gemachten Versprechen wahr und kamen mit eigenen Impfstoffen heraus. Die Impfstoffe von BionTech/Pfizer, Modena und AstraZeneca wurden in einem beschleunigten Verfahren zugelassen, und in Deutschland wurde im Dezember mit dem Impfen begonnen. Nachdem die Senioren in Heimen und ihr Pflegepersonal geimpft worden waren, kamen die zu Hause lebenden Senioren an die Reihe. In Nordrhein-Westfalen sollte das ab Ende Januar der Fall sein, und ab Montag, den 25. Januar, konnte man sich online oder per Telefon einen Impftermin holen. Ich hielt diese Regelung für falsch. Wäre es nicht besser gewesen, den Senioren ein Terminangebot zu machen, das sie hätten ablehnen können, statt Hunderttausende auf von vornherein überlastete Telefonleitungen loszulassen? Und konnte man sich darauf verlassen, dass jeder digital nicht-affine Senior ein Enkelkind hatte, das gern für ihn eine Online-Reservierung vornahm? Auch hielt ich es für bedenkenswert, alle Mitglieder eines Haushaltes sofort zu impfen, denn dann wären geimpfte Haushalte von vornherein voll handlungsfähig gewesen.

 

Als der Montag gekommen war, saß Gerda im Erdgeschoss und versuchte zu telefonieren, während ich mich in meinem Büro im ersten Stock und mein Sohn sich in Bielefeld um eine Online-Reservierung bemühten. Um die Mittagszeit brachte ntv die Meldung heraus, dass in NRW noch kein einziger Senior einen Impftermin bekommen habe, während Ministerpräsident Laschet im Fernsehen auftrat und sagte, die Vergabe von Terminen ginge prächtig vonstatten. Ich rief meinen Sohn an und sagte ihm, er möge aufhören, weil es keinen Zweck habe. Vielleicht sollten wir es nachts noch einmal versuchen. Gegen 18 Uhr ging bei uns das Telefon. Mein Sohn hatte es noch einmal versucht und zwei Termine für mich gebucht. Ich musste nur noch einen Code per E-Mail abschicken und – zack! – waren die Bestätigungen da. Viele Senioren hatten dieses Glück allerdings nicht und mittlerweile werden Impftermine für sie wenn überhaupt erst für Ende April vergeben.

 

Am Freitag, den 12. Februar, brachen Gerda und ich früh auf, weil in Nordrhein-Westfalen das alljährliche Schneechaos ausgebrochen war. Aber alle größeren Straßen waren frei, so dass wir 45 Minuten vor meinem Termin vor dem Impfzentrum, einem ehemaligen Aldi-Laden, einparkten. Wir gingen dennoch hinein und kamen gleich in die Warteschlange. Während wir von der einen zur anderen Station vorrückten und die Organisation reibungslos funktionierte, waren alle Mitarbeiter überaus freundlich zu uns, als ob sie an einem Weiterbildungskurs „Wie gehe ich behutsam mit Senioren um?“ teilgenommen hätten. Gegen 17.25 Uhr war ich, frisch mit BionTech geimpft, wieder draußen. Gegen 17.30 Uhr hätte mein Termin eigentlich beginnen sollen. Die Frage meiner Frau, ob es nicht vielleicht einen für diesen Tag noch nicht verplanten Impfstoff gäbe, war allerdings abschlägig beschieden worden. Jetzt sehe ich mit Zuversicht meinem zweiten Impftermine am Samstag, den 6. März, entgegen. Dann noch eine Woche, und ich könnte im Prinzip auf Reisen gehen und Euch alle besuchen.

 

Währenddessen droht uns eine neue Gefahr durch Mutanten, die sehr viel stärker ansteckend sind als das ursprüngliche Virus. Aber BionTech hat zugesagt, der eigene Impfstoff wirke auch gegen den britischen Mutanten und man brauche nur sechs bis neun Monate, um den eigenen Impfstoff an weitere Mutanten anzupassen. Bald verfügen wir nach dem Impfstoff über eine zweite geeignete Waffe, um uns gegen die Pandemie zu wehren: Schnelltests, die in den Apotheken oder von den Bürgern selbst vorgenommen werden. So oder so, wir werden noch eine Weile mit dem Virus leben. Bleibt gesund und geduldig!

 

 

 

Die Bredemeier-Sippe in der Presse

 

Überall in der Welt herumgekommen
und dann doch wieder in der Heimat

 

Aus dem in Wagenfeld (Kreis Diepholz) erscheinenden „Klönsnack“ (Unterzeile. „Düt un dat – för jeden wat“, 5. März 2021)

 

Aus dem Kreis. Es hatte alles so wunderbar begonnen. Das Ehepaar Gerda und Willi Bredemeier schwärmte aus, um die Geschichte der Sippe Bredemeier zu erkunden. Diese ist vor allem in den Kreisen Diepholz, Nienburg, Minden und Schaumburg beheimatet (und dazu im Mittleren Westen der USA). Auf der Basis dieser Interviews sollte ein weiteres Buch mit dem Arbeitstitel „Die Bredemeiers“ entstehen, nachdem das Ehepaar schon „Der andere Heimatroman“ (zweite überarbeitete Auflage, Simon Verlag für Bibliothekswissen, Berlin 2020) verfasst hatte.

 

Aber das Echo aus der Sippe war so überaus freundlich, dass Gerda und Willi Bredemeier gleich mehrere Sippentreffen organisierten. An diesen nahmen über 70 Bredemeiers sowie geborene und angeheiratete Bredemeiers teil. Das letzte dieser Treffen fand 2019 in Elas Cafe auf dem Hof Bredemeier in Bahrenborstel statt. Auf den Sippentreffen werden Ergebnisse der Familienforschung ausgestellt, ein Wiedersehen unter Umständen nach jahrzehntelanger Trennung unter engen Verwandten gefeiert oder es ergibt sich ein Kennenlernen mit einem Verwandten, von dem man bis dahin nichts gewusst hat.

 

Für 2020 war ein weiteres Sippentreffen fest gebucht – und zwar in unmittelbarer Nähe des „Bredehofes“ im Schaumburgischen, des ältesten Hofes der Bredemeier. Auch die Amerikaner hatten versprochen, an dem Sippentreffen teilzunehmen. Dann kam Corona und das Treffen musste auf den Spätsommer 2021 verschoben werden.

 

Bis dahin versucht das Ehepaar, den gewonnenen Zusammenhalt in der Sippe aufrechtzuerhalten, indem es eine eifrige Korrespondenz mit einzelnen Bredemeiers betreibt. Dazu wurde eine Website www.unterbredemeiers.jimdo.com eingerichtet, die alle bisher erschienenen Newsletter und als Fortsetzungsroman auch den „Anderen Heimatroman“ enthält, dessen Protagonist übrigens „Dieter Bredemeier“ heißt. Dieser wächst auf einem kleinen Hof bei seiner Tante an der Grenze zu Ströhen auf und macht dann in Dortmund und Bochum seinen Weg. Hinzu kommen Monat für Monat neue Geschichten über die Bredemeiers hinzu, die von diversen Autoren, alle Bredemeiers, geschrieben werden. Ein Beispiel für diese Geschichten ist der Bericht von Ulla Bredemeier, der Frau des kürzlich verstorbenen Busunternehmers Willi Bredemeier in Wagenfeld, die berichtet, wie sie nach dem ersten Sippentreffen in Uchte (Kreis Nienburg) mit anderen jahrzehntelang nicht gesehenen Verwandten aufbrach, um den Stammhof ihrer Familie zu besichtigen, und was sie dort erlebte. Aufgrund dieser Geschichten kann der Eindruck entstehen, dass die Bredemeiers überall in der Welt herumgekommen sind, am Ende aber fast immer in die Heimat zurückfinden.

 

Auch die Arbeiten am neuen Buch ruhen derzeit wegen Corona, „weil man unsere Gespräche“, so Willi Bredemeier, „nicht einfach am Telefon durchführen kann.“ Aber Vorgespräche kann man schon führen und sind sehr erwünscht. Wer etwas erzählen möchte, möge sich an Gerda und Willi Bredemeier, Ruf: (02324) 67009 wenden.

 

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