Heinrich Bredemeyer aus Warmsen im Weltbestseller „Im Westen nichts Neues“

„Was der Bredemeyer so alles erzählt“

Kaum zu glauben, wie viele Bredemeiers unter die Autoren gegangen sind und wie häufig die Bredemeiers in Büchern genannt werden. Das wohl berühmteste Buch, in dem ein Bredemeier auftaucht, ist der Anti-Kriegs-Roman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque, 1928 erstmalig erschienen, noch im gleichen Jahr in 26 Sprachen übersetzt und 1930 von Hollywood verfilmt. Bis heute gibt es Ausgaben in über fünfzig Sprachen und es wurden mehr als 20 Millionen Exemplare verkauft. Einige von ihnen wurden in den Bücherverbrennungen der Nazis 1933 vernichtet.

 

Den Heinrich Bredemeyer, der in diesem Buch auftritt, soll es wirklich gegeben haben. Er soll aus Warmsen gekommen sein.

 

Im folgenden Textauszug befindet sich der Protagonist Paul auf Heimaturlaub aus den Schützengräben der Westfront und besucht seine Mutter:

 

Meine Mutter nimmt plötzlich heftig meine Hand und fragt stockend: »War es sehr schlimm draußen, Paul?«

 

Mutter, was soll ich dir darauf antworten! Du wirst es nicht verstehen und nie begreifen. Du sollst es auch nie begreifen. War es schlimm, fragst du. – Du, Mutter. – Ich schüttele den Kopf und sage: »Nein, Mutter, nicht so sehr. Wir sind ja mit vielen zusammen, da ist es nicht so schlimm.«

 

»Ja, aber kürzlich war Heinrich Bredemeyer hier, der erzählte, es wäre jetzt furchtbar draußen, mit dem Gas und all dem andern.«

 

Es ist meine Mutter, die das sagt. Sie sagt: mit dem Gas und all dem andern. Sie weiß nicht, was sie spricht, sie hat nur Angst um mich. Soll ich ihr erzählen, dass wir einmal drei gegnerische Gräben fanden, die erstarrt waren in ihrer Haltung, wie vom Schlag getroffen? Auf den Brustwehren, in den Unterständen, wo sie gerade waren, standen und lagen die Leute mit blauen Gesichtern, tot.

 

»Ach, Mutter, was so geredet wird«, antworte ich, »der Bredemeyer erzählt nur so etwas dahin. Du siehst ja, ich bin heil und dick -«

 

An der zitternden Sorge meiner Mutter finde ich meine Ruhe wieder. Jetzt kann ich schon umhergehen und sprechen und Rede stehen, ohne Furcht, mich plötzlich an die Wand lehnen zu müssen, weil die Welt weich wird wie Gummi und die Adern mürbe wie Zunder.

 

Meine Mutter will aufstehen, ich gehe solange in die Küche zu meiner Schwester. »Was hat sie?« frage ich. Sie zuckt die Achseln: »Sie liegt schon ein paar Monate, wir sollten es dir aber nicht schreiben. Es sind mehrere Ärzte bei ihr gewesen. Einer sagte, es wäre wohl wieder Krebs.«