Kongo: Der Start

Die Geschichte begann damit, dass mein Chef mir sagte: „Sie brauchen mal Luftveränderung. Sie müssen mal in den Kongo fahren und Feuerwehr spielen. Was sie im Einzelnen tun sollen, bekommen Sie dort gesagt. Wann können Sie fliegen?“

 

Ich flog zwei Tage später und war, wie sich dort herausstellte, unzweckmäßig gekleidet, und mit dem falschen Geld und in völliger Unkenntnis der Landessprache ins tief schwarze Afrika gekommen.

 

Der Hintergrund war, dass die Italiener vor der Küste seismische Messungen gemacht hatten. Aber bei der Auswertung der Daten waren Zweifel aufgekommen, wie der Untergrund beschaffen sei. Die Daten ließen sich nämlich verschieden interpretieren. Um das zu klären, hatte Prakla den Auftrag angenommen, die offene Frage mit „Gravimetermessungen“ zu klären. Die Erdanziehung ist auf der Erde nicht überall gleich. Dichteres Gestein nahe der Oberfläche verfügt über mehr Anziehungskraft. Dort wiegt das Kilo mehr als tausend Gramm. Das ist nicht viel, aber man kann den Unterschied messen.

 

Dazu hatte sich Prakla ein Gravimeter in Amerika geliehen und einen Finkenwärder Fischkutter damit ausgerüstet. Damit man wusste, wo die Messungen stattgefunden hatten, gab es ein Funknavigationssystem. Das Verfahren war immer das gleiche. An Land wurden Sender aufgestellt, welche ein Gitternetz an Funkwellen erzeugten. Innerhalb dieses Netzes ließ sich dann mit entsprechendem Gerät der Standort bestimmen. Es gab also drei Sender, die rund um die Uhr laufen mussten. Dazu gehörte Benzin für die Maschinen und Wasser für den Maschinisten.  

 

Die Messung der Erdanziehung ist nach Gallileo Galilei benannt und wird gemessen, indem man bestimmt, wie schnell eine Masse einen Widerstand überwindet. Da kommt es auf Millionstel oder gar Milliardstel an. Das Gravimeter ist groß wie eine Seemine. Das Gebilde wird auf dem Meeresboden abgesetzt. Dort muss es eine Minute regungslos stehen, bis die Messung gültig ist. Der Wert wird notiert, dann wird die Bombe aus dem Wasser gezogen und fünfzig Meter weiter erneut auf Grund gesetzt.

 

In der Theorie ist das einfach. In der Praxis gibt es in der Gegend Wellen von drei bis vier Metern Höhe. In Küstennähe herrscht eine starke Strömung vor. Das Schiff schaukelt stark in der Dünung und die Strömung zerrt am Kabel. Die geringste Erschütterung macht die Messung unbrauchbar. Also noch einmal versuchen. Deshalb tüchtig Kabel fieren, denn das Schiff treibt ja weiter. Der Meeresboden ist kein Tisch. Wer weiß denn, um wieviel Korallen, Steine oder Wracks das Kabel zu liegen gekommen ist. Beim Hieven der Bombe wird diese erst einmal einhundert bis zweihundert Meter um die Hindernisse herum über den Boden geschleift. Das Schiff ist mittlerweile ja ganz wo anders.

 

Der Grund meiner Reise war aber ein anderer. Der Wächter, der vor mir auf der Sendestation war, hatte in zwei Wochen zwei Generatoren verbraucht. Mir traute man wohl mehr zu.  

 

- Fortsetzung folgt -